Browser Warnung

Bitte beachten Sie, dass die Verwendung des Internet Explorers einige Probleme verursachen kann. Für die uneingeschränkte Nutzung der Seite wechseln Sie bitte den Browser.

Die Bedeutung der Faszien: Mehr als nur Bindegewebe

Vor noch nicht allzu langer Zeit hat sich niemand für Faszien interessiert. Es wurde einfach als Bindegewebe eingestuft, „als Verpackungsmaterial“, das eben da ist, aber keinen besonderen Zweck hat. Richtig? Nein!
Denn Faszien sind wesentlich wichtiger, als sie auf den ersten Blick erscheinen. Kein Wunder also, dass sie mittlerweile auch in der Medizin und im Sport zu einem großen Thema geworden sind.
Faszien-Rollen für zu Hause oder Faszien-Therapien vom Experten sind keine Seltenheit mehr. Aber was bewirken diese Therapien und was ist denn jetzt das Besondere an diesem Bindegewebe, dass plötzlich jeder darüber spricht?
Jan Liestmann ist Physiotherapeut am LANS Medicum und ist Experte für Faszien-Therapien. Deswegen ist er genau der richtige Gast für unser heutiges Thema.

Trainingsraum

In den vergangenen Jahren haben Faszien, die als „Netzwerk aus Bindegewebe“ unseren ganzen Körper durchziehen, vermehrt Aufmerksamkeit erlangt. Was einst als belangloses Gewebe angesehen wurde, entpuppt sich nun als wichtiger Bestandteil für die Stabilität, Flexibilität und Kraft im menschlichen Körper. Diese Entwicklung hat dazu geführt, dass Faszientherapien und Faszientraining, inklusive der Verwendung von Faszienrollen, in der Medizin und im Sport immer populärer werden. Doch was bewirken diese Faszien genau, und warum sind sie auf einmal so bedeutend?

Die Bedeutung der Faszienrollen und Faszientherapie bei verklebten Faszien

Faszientherapie und Faszientraining haben sich als wirkungsvolle Ansätze erwiesen, um die Gesundheit und Funktionalität der Faszien zu verbessern. Dies zeigt sich besonders im Hinblick auf die Schmerzreduktion und die Steigerung der Beweglichkeit. Die Anwendung von Faszienrollen ermöglicht es, verklebte Faszien zu lockern und dadurch im unterliegenden Gewebe die Durchblutung und den Lymphabfluß zu verbessern. Faszienrollen und auch Faszienbälle sind mittlerweile in verschiedenen Härtegraden erhältlich, um den individuellen Bedürfnissen gerecht zu werden.

Die Vielseitigkeit des Fasziengewebes

Faszien sind nicht auf das einfache Ummanteln von Muskeln beschränkt. Sie durchziehen den gesamten Körper und umgeben nicht nur Muskeln, sondern auch Knochen, Organe, Sehnen und Bänder. Diese Vielseitigkeit spiegelt sich auch in ihrer Funktion wider – sie bieten Stabilität, ermöglichen aber auch Elastizität und die Speicherung von Kraft.

Faszientraining Yoga

Veränderungen im Fasziengewebe

Die Struktur der Faszien kann sich verändern, abhängig von Bewegung, Belastung und Bewegungsmustern. Bei falschen Bewegungsmustern, viel Stress, falscher Ernährung oder zu geringer Aktivität können Verklebungen zwischen den Faszien und den darunter liegenden Geweben entstehen, was zu Bewegungseinschränkungen und Schmerzen führen kann. Auch Überbelastung kann das Fasziengewebe negativ beeinflussen.

Faszien und das Nervensystem

Faszien sind über das vegetative Nervensystem innerviert, welches unter anderem für Stressreaktionen verantwortlich ist. Dies bedeutet, dass Schmerzen und Beschwerden im Fasziengewebe auch mit Stress in Verbindung gebracht werden können. Die glatten Muskelzellen in den Faszien sind autonom gesteuert und können Schmerzsignale an das Gehirn übermitteln.

Faszien während der Schwangerschaft

Während der Schwangerschaft passt sich das Fasziengewebe an, um den Körper auf die Geburt vorzubereiten. Dies kann zu Beschwerden führen, die eine besondere Herangehensweise erfordern. Faszienrollen können bei leichten Beschwerden unterstützend eingesetzt werden (idealerweise nach Anleitung), jedoch ist während der Schwangerschaft Vorsicht geboten, um keine vorzeitigen Wehen auszulösen. Alternativ kann auch ein Kinesiotape in der Schwangerschaft v.a. bei Schmerzen im unteren Rücken hilfreich sein.

Die Bedeutung der richtigen Herangehensweise

Ein individueller Ansatz ist entscheidend, um das Fasziengewebe optimal zu pflegen. Neben Faszientraining und Faszienrollen kann auch eine ausgewogene Ernährung und ausreichende Flüssigkeitszufuhr dazu beitragen, die Gesundheit der Faszien zu fördern.“Faszienpistolen“ (bzw. „Massagepistolen“) sollten idealerweise nur nach Anleitung durch einen erfahrenen Therapeuten zur Eigenbehandlung eingesetzt werden.

Fazit: Faszien verstehen und gezielt pflegen

Faszien sind ein Netzwerk aus Bindegewebe, das für eine gute Versorgung des Körpers mit Nährstoffen und den Abtransport von Abbauprodukten über das Lymphsystem essentiell ist. Faszientraining und Faszientherapie können dazu beitragen, übermäßige Spannungen in diesem Netzwerk zu lösen bzw. „Fehlsignale“ (z.B. chronische Schmerzen im Bereich einer Narbe) „umzuprogrammieren“. Dadurch kann auch die Funktionalität der darunter liegenden Gewebe verbessert werden: Wenn starke myofasziale Adhäsionen durch Faszientherapie gelöst werden können, wird der Bewegungsumfang größer, und die Schmerzintensität kann nachlassen. Dennoch sollten v.a. bei starken, akuten Schmerzen bzw. neu aufgetretenen Beschwerden immer Experten konsultiert werden, um eine maßgeschneiderte Herangehensweise zu finden. Die vorgestellten Informationen bieten eine Grundlage, um das Fasziengewebe besser zu verstehen und gezielt zu pflegen.

FAQ: Alles Wissenswerte über Faszien und das Fasziensystem

1. Was sind Faszien?
Faszien sind Bindegewebsstrukturen im Körper, die Muskeln, Organe, Knochen, Sehnen und Bänder umhüllen. Sie bestehen aus verschiedenen Typen von Kollagenfasern, elastischen Fasern, retikulären Fasern und Bindegewebszellen und durchziehen den Körper wie ein Netzwerk.

2. Welche Funktionen haben Faszien?
Faszien erfüllen diverse Aufgaben im Körper: Sie umgeben und verbinden Muskeln, Knochen, Sehnen, Bänder und Organe. Sie unterstützen die Kraftübertragung bei Bewegungen und tragen zur Propriozeption sowie zur Übertragung von Nervenreizen bei.

3. Welche Arten von Faszien gibt es?
Es gibt verschiedene Arten von Faszien, darunter:
– Oberflächliche Faszien: Umhüllen den Rumpf und die Extremitäten.
– Tiefe Faszien (Rumpffaszie): Umgibt Muskeln, Sehnen und Bänder im Rumpf und setzt sich in den Extremitäten fort.
– Meningeale Faszie: Umhüllt und schützt Nervenfasern.
– Viszerale Faszie: Umgibt Körperhöhlen und deren Organe.
Diese Schichten sind Teil des funktionellen Fasziensystems.

4. Welche Rolle spielen Faszien bei Bewegungen?
Faszien spielen eine wichtige Rolle bei der Kraftübertragung und Bewegung. Sie übertragen nicht nur Bewegungen von Muskeln, Sehnen und Bändern, sondern dienen auch als Rückfederungssystem. Zugkräfte der Muskeln werden über das Fasziennetzwerk auf den gesamten Körper übertragen.

5. Wie beeinflussen Faszien die Wahrnehmung von Reizen?
Rezeptoren in den Faszien sind an der Propriozeption beteiligt, der Wahrnehmung von Körperposition und Bewegung. Sie spielen eine Rolle bei der Ausrichtung und Bewegung des Körpers.

6. Wie können Funktionsstörungen der Faszien auftreten?
Veränderungen im Fasziengewebe können zu lokalen Verhärtungen führen, die Bewegungseinschränkungen und Schmerzen verursachen können. Funktionsstörungen können durch Überlastungen, Bewegungsreize, Alterung, Entzündungen, Verletzungen und andere Faktoren ausgelöst werden. Eine gesunde Ernährung und Fasten können sich positiv auf die Faszien und Ihre Regeneration auswirken.

7. Welche Rolle spielen Faszien bei Erkrankungen des Bewegungsapparates?
Faszien können bei Erkrankungen des Bewegungsapparates eine wichtige Rolle spielen. Veränderungen im Fasziengewebe sind oft ursächlich für Bewegungseinschränkungen und können zur Entstehung von Schmerzen oder anderen Beschwerden beitragen. Weiters können sie auch entfernte Bereiche im Körper beeinflussen.

8. Welche Methoden der Faszientherapie gibt es?
Die Faszientherapie umfasst verschiedene Ansätze wie manuelle Therapien (z.B. Faszien-Therapie nach Typaldos, den myofaszialen Release, die Böger-Therapie, Faszienmanipulation nach Stecco, Triggerpunkt-Therapie, Rolfing), weiters können aber auch manuelle Therapien mit der Behandlung durch bestimmte Geräte kombiniert werden (z.B. Matrix-Rhythmustherapie, Indiba-Therapie).
Auch Akupunktur, Osteopathie oder Infiltrationen/Neuraltherapie sowie Behandlungen mit dem Stangerbad können bei Faszienveränderungen erfolgreich eingesetzt werden. Die Wirksamkeit dieser Therapieansätze basiert größtenteils auf klinischen Erfahrungen, es gibt aber bereits auch mehrere Studien, die die Effektivität von verschiedenen Faszientherapien bei bestimmten Erkrankungen zeigen.

9. Welche Forschung gibt es zum Fasziensystem?
Die genaue Struktur und Funktion der Faszien sind Gegenstand aktiver Forschung. Es gibt laufende Untersuchungen zur Bedeutung der Faszien im Körper und zur Wirksamkeit von Faszientherapien.